Unsere Geschichte

Geschichte des Männerchors 1872 Birlinghoven e.V.

Vorwort

Eine bedeutungsvolle, wechselhafte Zeit und eine respektable Zeitdauer haben die Geschichte des Chors geschrieben und ihn geprägt. Immer wieder wurden schwere Zeiten durchstanden und immer wieder fand der Chor zurück zu hoher Leistungsbereitschaft und -fähigkeit. Die durchaus ernst gemeinte Frage nach seiner Existenzberechtigung – Erfüllung seiner Aufgabe gegenüber der Allgemeinheit – kann ruhigen Gewissens und mit erhobenem Haupt bejaht werden. Ob es die alten deutschen Volkslieder und volkstümliche Weisen oder moderne Chorsätze der heutigen Zeit sind: Nach wie vor stellt der Chor unter Beweis, dass es auch heute noch Männer gibt, die Freude am gemeinschaftlichen Gesang haben, wöchentlich proben und ihr Können einem großen Publikum präsentieren wollen.

1838 Die Anfänge

Historisch exakt nachweisen lässt sich die Existenz des Chors ab dem Jahr 1872. Bereits seit Längerem gibt es aber auch Hinweise darauf, dass die Ursprünge sogar wesentlich weiter zurückliegen, und bis in das Jahr 1838 zurückverfolgt werden können.

Das Dorf Birlinghoven war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der glücklichen Lage, in der Person des Lehrers und Tondichters

Wilhelm Schrattenholz (geboren am 28. Juni 1815 in Birlinghoven)

(Vita s. mc-birlinghoven.de)

einen tüchtigen Dirigenten in seinen Mauern zu beherbergen. Mit ihm begann um 1840 (zur gleichen Zeit erschienen seine ersten Lieder und Gedichte) eigentlich schon die Geschichte unseres Chors. Es ist in einigen Veröffentlichungen festgehalten, dass ab 1838 beginnend unter dem Komponisten und Tondichter Wilhelm Schrattenholz in Birlinghoven ein Männerverein bestand,  „der sich ausschließlich dem Gesang volkstümlicher Lieder ein- und mehrstimmig widmete“. Aus dieser Zeit sind nur wenige Dokumente vorhanden und die haben auch nur geringe Nachweiskraft. Der größte Teil an Büchern und Handschriften über den Gründer des Männervereins Birlinghoven befindet sich in den Archiven von Köln, Bonn und weiteren Städten. 

Mit dem Jahr 1851 begann schließlich die große Zeit der Familie Boquoi. Viele Mitglieder dieser Familie waren über mehrere Jahrzehnte hinweg sowohl als Chorleiter wie auch als Präsident oder in anderen Vorstandsämtern tätig. In der Zeit von 1838 bis 1871 war überwiegend der Chorleiter zugleich Präsident des Vereins.

1872 Die Vereinsgründung

Schon früh wurden also in Birlinghoven Sangeslust und Freude am deutschen Volkslied gepflegt, das in der damaligen Zeit den besten Anklang fand. Auf dem so in vielen Jahren vorbereiteten Boden konnte sich ein fest geformter Männergesangverein entwickeln. Den Anstoß – so die Überlieferung – gab offenbar der Wunsch der aus dem Krieg 1870/71 unversehrt heimgekehrten Männer. Sie wollten als Dank, außer dem weltlichen Gesang zu frönen, die hl. Messen der kirchlichen Festtage durch Gesang verschönern.

In den Jahren 1871/72 fanden mehrere Versammlungen in der Gaststätte Kurscheid statt. Sie hatten das Ziel, die Gründung eines Vereins in der vom Gesetzgeber geforderten Form vorzubereiten. Etwa 15 Männer kamen zusammen, als am

15. Februar 1872

für den „Birlinghovener Männerverein“ die neuen Statuten vorgestellt und verabschiedet sowie ein neuer Vorstand gewählt wurden. Neuer Vorsitzender wurde Peter Blesgen, Präsident P.A. Boquoi. Chorleiter blieb weiterhin Gottfried Boquoi I. Generalversammlungen wurden in der Folgezeit jährlich mit Vorstandswahlen durchgeführt.

Ebenso wurde eine Fahne in Auftrag gegeben, fertig gestellt und 1874 eingeweiht. Die Durchführung des ersten Stiftungsfestes wurde nach langer Vorbereitungszeit am 13. September 1874 beschlossen. Am 27. September 1874 fand das Fest statt.

1896 Der neue Name

Christian Kurscheid als Vorsitzendem und dem Chorleiter Josef Licharz ist es wohl zu verdanken, dass der Chor einen enormen Aufschwung nahm. Gute Ergebnisse auf den damaligen Sängerwettstreiten zeugen von verlässlicher, kontinuierlich aufbauender Arbeit. In ihre Amtszeit fiel auch das erste bedeutende Jubiläum, das erneut einschneidende Änderungen brachte. In Vorbereitung des 25-jährigen Bestehens kam man überein, die Statuten erneut zu überarbeiten und den bisherigen Namen „Männerverein“ abzulegen. Ab jetzt lautete der neue Name

Männergesangverein „Eintracht“ Birlinghoven.

Beschlossen wurden die Änderungen in einer Generalversammlung am 6. September 1896. Das vorhandene Protokollbuch beginnt mit dieser Versammlung.

Eine weitere Fahne wurde im Jahr 1911 angeschafft, sie ist ebenfalls noch vorhanden. Weder dem Kassenbuch, noch dem Protokollbuch ist zu entnehmen, wie hoch der Preis für die Fahne war. Demnach hatte man einen Gönner gefunden oder sie wurde durch eine Haussammlung finanziert.

Ab dieser Zeit wurde fast jeden Monat eine Versammlung abgehalten, die alle in ihrer Niederschrift damit beginnen, dass zuerst der monatliche Beitrag eingeholt wurde. Dieses „Ritual“ wurde beibehalten bis etwa 1930. Einmal im Jahr wurde weiterhin satzungsgemäß eine Generalversammlung mit der Neuwahl des Vorstandes abgehalten. Die Probleme, einen Verein zu führen, waren in dieser Zeit sicherlich völlig anders als heute. Trotz zahlreicher Aktivitäten durch Konzerte, Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen waren die finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt. In dieser Zeit war es sicherlich von Vorteil, dass die Besitzer von Schloss Birlinghoven alle Vereine innerhalb des Ortes großzügig immer wieder mit hohen Geldbeträgen unterstützten. Diese Beträge findet man über viele Jahre in allen Kassenbüchern. Wenn man die Zahl der aktiven Mitglieder mit denen von heute vergleicht, ist festzustellen, dass unter Berücksichtigung der Größe des Dorfes damals wesentlich mehr Männer bereit waren, in einem Chor zu singen. Der Zusammenhalt der Einwohner war trotz oder gerade wegen der sicherlich harten und schweren Arbeit weitaus stärker als heute. Sehr oft ist nachzulesen, dass die Proben und die Versammlungen von fast allen Mitgliedern besucht wurden. Hilfsbereitschaft und Nachbarschaftshilfe waren in dieser Zeit selbstverständliche Pflicht.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte eine starke Änderung der Lebensgewohnheiten eingesetzt. Dies machte es für alle Vorsitzenden, nachdem der Verein durch die Initiative des damaligen Präsidenten Peter Eich neu belebt worden war extrem schwierig. Als nicht gerade einem kontinuierlichen Wirken förderlich muss der in den 1920er Jahren extrem häufige Wechsel sowohl von Vorsitzenden als auch von Chorleitern angesehen werden. Letzteres führte zu einem heftigen Zerwürfnis mit der Folge der zeitweiligen Abspaltung eines Teils der Sänger und Gründung eines „Gemischten Quartett-Vereins Birlinghoven“. Insofern kann man die in dieser Zeit bei Sängerwettstreiten errungenen Erfolge nicht genug würdigen. Alle Vorsitzenden in dieser Zeit haben immer wieder versucht, den Chor zu einigen und auf seine ihm gestellten Aufgaben hinzuführen. Sie waren nicht nur überzeugt davon, dass Einigkeit im Verein auch zu Einigkeit innerhalb des Dorfes führte, sondern sie handelten auch danach.

Als den berühmten Schritt nach vorne muss man zweifellos die zweite Amtszeit von Musikdirektor Theodor Kurscheid betrachten, einem Sohn des Dorfes. Eine systematische gesangliche Ausbildung, bereits in seiner ersten Amtszeit vor dem Ersten Weltkrieg begonnen, ließen Leistung und Ansehen des Chors bald erheblich anwachsen.

Zu besonderer Geltung gelangten Chor und Dirigent mit der Darbietung eigener Kompositionen des Dirigenten. Kurscheid war weit über den Heimatkreis hinaus bekannt und bedeutende Männerchöre in rheinischen Großstädten begehrten ihn zu ihrem Dirigenten.

Anfang 1929 begann eine neue, langanhaltende Ära. Der Chor wählte Wilhelm Wessel zu seinem neuen Chorleiter. Eine vorausschauende Entscheidung. Der aus Niederpleis stammende Wessel sollte in den kommenden 40 Jahren den Chor gesanglich führen.

Mit seiner großen Befähigung, einem kaum zu übertreffenden Idealismus und einer noch größeren Selbstlosigkeit hat Wilhelm Wessel den Chor in guten und weniger guten Zeiten von Erfolg zu Erfolg geführt. Er brachte es fertig, die durch die Schulung von Theodor Kurscheid geschaffene Ebene gesanglicher Befähigung durch intensive Probenarbeit nicht nur auf hohem Niveau zu halten, sondern noch darüber hinaus anzuheben, so dass der Männergesangverein „Eintracht“ Birlinghoven in weiten Sängerkreisen in bestem Ruf stand und auch heute noch steht.

Beste Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Chorleiter war die parallel verlaufene fast 30-jährige Amtszeit von Karl Ziegenhohn sen. als 1. Vorsitzender. Den erworbenen, herausragenden gesanglichen Leistungen folgten fast zwangsläufig große Erfolge bei den Sängerwettbewerben, bei denen der Chor auftrat.

Im Jahr 1935 trat der Chor dem Deutschen Sängerbund (heute Deutscher Chorverband) bei.

Auch in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges war der Chor bemüht, mit den wenigen noch vorhandenen Sängern bei Goldhochzeiten oder anderen Veranstaltungen zu singen. Nach den unseligen Jahren der „Gleichschaltung“ aller Vereine, verbunden mit dem Verlust des Rechts auf Selbstbestimmung wurde im August 1946 erstmals der Vorstand wieder frei gewählt und mit regelmäßigen Proben begonnen. Am 26. Dezember 1946 konnte wieder eine Andacht in der Birlinghovener Kapelle musikalisch begleitet werden.

Auch wenn viele Männer aus dem Zweiten Weltkrieg nicht heimgekehrt waren, stieg die Zahl der Sänger sehr schnell wieder an. Viele junge Männer, sogar Jugendliche, schlossen sich dem Chor an. Als im Jahr 1949 verspätet das 75-jährige Bestehen gefeiert werden konnte, gehörten dem Chor wieder 40 Sänger an.

Der Chor im Jahr 1949 vor der Gaststätte Meys. Untere Reihe 4. von rechts: Wilhelm Wessel

Deshalb war es nicht verwunderlich, dass sich Chorleiter Wessel wieder an die großen Aufgaben wagte. Schnell waren wieder Erfolge zu vermelden und der Aufstieg in eine „höhere Klasse“ beschlossene Sache. Das Jahr 1954 brachte für den Chor den Höhepunkt. So berichtete die Presse:

„Das Geschenk zu seinem 25-jährigen Dirigenten-Jubiläum machte sich der Chorleiter selbst. Auf dem Sängerwettstreit in Weißenthurm gelang ihm das, worauf er jahrelang hingearbeitet hatte. Drei 1. Preise, ein 2. Preis sowie der Dirigentenpreis waren der Lohn für intensives Proben. Auf den Schultern der Sänger wurde unser Chorleiter von der Bühne getragen. Herr Wessel hat viele Chöre dirigiert, doch hatte er mit uns die größten Erfolge.“

Dasselbe Jahr markiert aber gleichzeitig auch einen allgemeinen Wendepunkt in der Entwicklung des Chorgesangs. Eine großartige Form der Motivation fiel weg: Die Durchführung von Sängerwettstreiten wurde in den folgenden Jahren eingestellt. Die Chöre mussten umdenken und als neuen Anreiz die öffentliche Präsentation des Gesangs in Form von Konzerten vor interessiertem Publikum wagen. Dieser Schritt fiel vielen Chören sehr schwer. Man beschränkte sich, so auch in Birlinghoven, in den nächsten Jahren auf die „kleineren“ Auftritte wie musikalische Begleitung von Gottesdiensten und bei privaten Feiern (letztere noch viel häufiger als heute). Gelegentliche Einladungen zu Freundschaftssingen wie bei Jubiläen wurden daher gern angenommen. Zudem verlor unser Chor 1955 seine „Heimat“. Die Gaststätte Meys wurde aufgegeben und das Gebäude, das jahrzehntelang unser Treffpunkt war, an die Firma Hennecke verkauft (Es folgten bis 2002 mehrere Wechsel: Pleistalschänke, Gaststätte „Zur Schmiede“, Jugendheim am Sportplatz). Damit verlor der Chor auch die räumliche Möglichkeit, selbst zu Freundschaftssingen oder gar zu Konzerten einzuladen. Dennoch gab es – sofern der sich verschlechternde Gesundheitszustand von Wessel es zuließ, – immer wieder kleinere oder größere Auftritte im Dorf. Die älteren Ur-Birlinghovener (UBs) erinnern sich gewiss noch gern an den „Kirmesmontag“ mit humoristischen Einlagen wie „Weltenbummler“, „Modenschau“ oder „Misswahl“, und Stimmungsliedern in Mundart. Aber ein neuerlicher Wandel gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Denkens und Handelns machte auch vor Männerchören nicht Halt. Ende der 1950er Jahre war die Zahl der Sänger auf 20 geschrumpft.

1966 Neubeginn und neuer Name

Energisches Gegensteuern war geboten und wurde in Angriff genommen. Radikale Verjüngung des Vorstandes (von den älteren Sängern erfreulicherweise mitgetragen) erfolgte in mehreren Schritten. Auf der Generalversammlung am 26 Januar 1968 wurde

Michael Schliefer

zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt hatte er bis 2019 inne. Gleichzeitig wurde beschlossen, den Vorstand künftig für 2 Jahre zu wählen. Durch diesen Schritt wurde die Hektik vergangener Jahre erheblich abgebaut.

Eine Ära begann, eine andere ging zu Ende: Unser langjähriger, verdienstvoller Chorleiter Wilhelm Wessel hatte krankheitsbedingt bereits etliche Proben absagen müssen und beendete im Frühjahr 1969 nach 40 Jahren im Dienst unseres Chors seine Tätigkeit. Als Dank für seine Arbeit wählte der Chor ihn zu seinem Ehrenchorleiter.

Nachdem beim ersten Auftritt mit unserem neuen Chorleiter Dieter Friedrich in Hangelar gerade einmal 17 Sänger mit ihm auf der Bühne standen, sah es nach intensiver Mitgliederwerbung 1972, im Jahr des 100-jährigen Bestehens des Chors bereits wieder freundlicher aus. Zu dieser Zeit wurde auch erstmals eine einheitliche Kluft angeschafft. In den darauffolgenden Jahren ist die Anzahl der Sänger stetig gewachsen, wenn diese Steigerung auch nicht annähernd Schritt halten konnte mit dem Anwachsen der Gesamteinwohnerzahl in Birlinghoven.


Der Chor im 100sten Jahr seines Bestehens. Interessant am Rande: Links oben der damalige 1. Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende Michael Schliefer, rechts oben der heutige 1. Vorsitzende Siegfried Lütz

Auf der Jahreshauptversammlung am 8. Januar 1971 wurde eine erneute Namensänderung des Chores beschlossen. Aus dem Männergesangverein „Eintracht“ Birlinghoven wurde der

Männerchor 1872 Birlinghoven.

Unter diesem Namen ist der Chor seit 1979 auch in das Vereinsregister beim Amtsgericht Siegburg eingetragen.

Im Jahr 1973 fand der Chor eine würdige Stätte für die öffentliche Präsentation seines gesanglichen Könnens. Seitdem findet jährlich im Mai ein Konzert im großen Saal von Schloss Birlinghoven statt. Ab 1997, dem Jahr des 125-jährigen Bestehens wurde daraus ein Doppelkonzert, um die große Nachfrage nach Eintrittskarten befriedigen zu können. Dank der gemeinsamen Anstrengungen von Sängern und Chorleitern konnten wir diese Konzerte immer auf einem hohen Niveau halten. Dafür sorgten als Chorleiter Dieter Friedrich, Edgar Brenner und Wolfram Kastorp.

Auftritt des Chors beim Jubiläumskonzert 1997

Ebenfalls im Jahr 1973 fand die erste große Reise statt, und zwar nach Süddeutschland. Seitdem besuchten wir in Begleitung unserer Frauen alle zwei Jahre einen befreundeten Chor innerhalb Deutschlands. Doch das stark angestiegene Durchschnittsalter der Sänger forderte schließlich seinen Tribut: Nachdem die Bereitschaft drastisch gesunken war, diese Fahrten mitzumachen, fanden 2012 die letzte Wochenendfahrt, und 2016 noch einmal eine Tagestour statt.

Neben den Schlosskonzerten ist es uns eine Verpflichtung, dass sich der Chor innerhalb des Ortes auch zu anderen Anlässen in den Dienst der Gemeinschaft stellt. So organisierten wir viele Jahre – erstmals 1976 – den Karnevalsumzug, wir singen in der Adventszeit in unserer Kapelle und im Altenpflegeheim Barhoff sowie bei Goldhochzeiten und auch bei Begräbnissen. Der Chor hat durch eine hohe Spende an die Stadt Sankt Augustin im Jahre 1973 den Anstoß für die jetzige Parkanlage mit dem Brunnen gegeben. Die Fertigstellung feierte der Chor seit 1976 jährlich vor den Sommerferien mit dem Brunnenfest.

Seit dem 1. Juli 2002 hat der Chor nach mehrfachen Umzügen wieder eine Heimat. Nach jahrelanger Vorbereitungszeit hat Birlinghoven mit dem „Haus Lauterbach“ endlich ein eigenes Bürgerhaus, in dem sowohl öffentliche Veranstaltungen als auch größere private Feiern im Ort stattfinden können. Für die Verwaltung des Bürgerhauses ist seit Anbeginn der Chor zuständig. Am 5. Juni 2013 hat der Chor, um Zweck und Bestand langfristig zu sichern, mit Unterstützung der Stadt Sankt Augustin und der Birlinghovener Bürgerinnen und Bürger das Haus käuflich erworben.

2019 Neue Wege

Ein weiteres Kapitel in der ohnehin wechselvollen Geschichte des Chors wurde im Jahr 2019 aufgeschlagen. Nach 51 Jahren als 1. Vorsitzender (!!) trat Michael Schliefer nicht mehr zur Wiederwahl an. In Würdigung seiner außerordentlichen Lebensleistung im Sinne seines Chors ernannte ihn die Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden. Seine Nachfolge trat Siegfried Lütz an, bereits seit Langem Mitstreiter an seiner Seite. Das Jubiläumsjahr 150 konnte Michael „Michel“ Schliefer leider nicht mehr erleben. Zu unserer großen Bestürzung verstarb er am 7. Dezember 2021.

Neue Wege wurden beschritten: Mit dem „Männergesangverein ‚Lebenslust‘ 1868 Sankt Augustin-Niederpleis“ wurde 2019 eine Kooperation vereinbart mit zunächst getrennten Proben aber gemeinsamen Konzerten. Absicht war es, mit anspruchsvollen Konzerten weiterhin die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten. Einer der Garanten dafür ist eine ausreichend große Zahl an Sängern, die erfahrungsgemäß eine bessere Resonanz erzeugen als ein kleines Ensemble. Angestrebtes Ziel muss natürlich bleiben, mit Erfolgen in Konzerten Interessierte auf die Chöre aufmerksam zu machen um sie als Sänger gewinnen zu können. Eine solche Gemeinsamkeit lässt sich jedoch vernünftigerweise nur mit einem Chorleiter erfolgreich umsetzen. Die beiden Chöre einigten sich auf den amtierenden Niederpleiser Dirigenten, Valerij Kashlyaev, der das gesangliche Kommando in beiden Chören übernahm. Valerij ist ein hervorragender Musikpädagoge, der mit einer guten Portion Humor ausgestattet, mit alten Herren umzugehen weiß und eine unglaublich umfangreiche Kenntnis der Musikliteratur besitzt. Nicht zuletzt wegen der erforderlichen Schutzmaßnahmen unter Coronabedingungen, fanden die Proben überwiegend gemeinsam im großen Saal im Haus Lauterbach statt.

 

Das Publikum hat bereits Platz genommen, der Chor stellt sich hochmotiviert und in angespannter Versammlung noch einmal dem Fotografen

 

2022 Die Zukunft eingeläutet

Parallel zur Kooperation der beiden Männerchöre begannen Überlegungen, wie auch künftig Chormusik nach dem sich abzeichnenden Ende des Männerchors gelebt werden könnte.

Ihm zukunftsträchtig wieder ausreichend Leben einzuhauchen und ihn auch außerhalb von Kooperationen konzertfähig zu erhalten, wurde zunehmend schwieriger. Das Interesse am aktiven mitwirken in dieser Chorform war gegen Null gesunken.

Die Idee der Angliederung eines reinen Frauenchors fand schon vorher keinen rechten Widerhall und wurde deswegen nicht wieder aufgegriffen.

Im Herbst 2022 wurde dann der Versuch unternommen, beide Geschlechter in einem Chor zusammenzuführen. Ein gemischter Chor nahm unter der Leitung von Valerij Kashlyaev als Projektchor seine Arbeit auf. Schnell besuchten mehr als 30 Sängerinnen und Sänger die Proben. Nachdem sich erste Klangproben vielversprechend anhörten, wurde der Projektchor in das Programm des Schlosskonzerts 2023 eingebunden und avancierte dort zum Publikumsliebling.

Seit Anbeginn waren die meisten der im Männerchor noch Verbliebenen am Projektchor beteiligt. Damit war das weitere Vorgehen eigentlich schon vorgezeichnet: Zwei Proben in der Woche waren, am Alter der Sänger gemessen, zu anstrengend. Die Männerchorproben in Birlinghoven wurden eingestellt. Der reine Männerchor Birlinghoven war damit praktisch nicht mehr existent. Dementsprechend verlor auch der Kooperationschor an Substanz. Die Birlinghovener Männer zogen sich mehr und mehr aus den Niederpleiser Proben zurück.

Die Teilnahme des gemischten Chors an mehreren Konzerten bestätigte die Hoffnung, mit ihm ein Mittel zur erfolgreichen Fortsetzung von Chormusik in Birlinghoven gefunden zu haben.

Folgerichtig wurden formale Schritte eingeleitet. In der Jahreshauptversammlung am 25. Februar 2024 erfolgte mit entsprechender Anpassung der Satzung einstimmig die Umbenennung des Vereins in

Mein Chor 1872 Birlinghoven e.V.